Fragen

Folgendes Schreiben wurde an die Bürgermeisterin der Stadt Klagenfurt und den Landeshauptmann Kärntens gerichtet:

„Sehr geehrte Frau Bürgermeister, 

sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

mit Erstaunen musste die Kärntner Kulturszene aus der Presse erfahren, dass durch eine Kofinanzierung von Stadt Klagenfurt, Land Kärnten und Tourismusverband Klagenfurt ein neues Festival geschaffen wird, das durch eine zu gründende Festival GmbH durchgeführt werden soll. Sowohl die Kulturszene, wie auch die Steuerungsgruppe der Stadt Klagenfurt („Kulturstrategie Klagenfurt 2030“) wie auch das Kulturgremium Kärnten, dort vor allem die Fachbeiräte Darstellende Kunst und Musik, wie auch die IG TheaterTanzPerformance Kärnten/Koroška und die Interessensgemeinschaft der Kulturinitiativen Kärnten/Koroška waren in diesen Prozess nicht eingebunden und werden vor scheinbar vollendete Tatsachen gestellt. Auch im Kulturausschuss der Stadt Klagenfurt wurde über dieses Vorhaben nicht vorab diskutiert.

Überraschend ist auch der rasche Zeitplan, der eine erstmalige Durchführung des Festivals im Jahr 2020 vorsieht, in einem Zeitraum, in dem auch viele Veranstaltungen im Rahmen von Carinthija 2020 stattfinden werden. 

Verwunderlich ist weiters, warum bestehende Festivals im Musik-, Theater- und Tanzbereich, die vielfach weit unterdotiert sind (z.B. Pelzverkehr, Theaterfestival Spectrum, Monobene, Cikl Cakl), nicht nachhaltig ausgebaut werden. 

Befremdlich in diesem Zusammenhang ist, dass in den letzten öffentlichen Äußerungen der verantwortlichen politischen VertreterInnen stets von Budgetknappheit die Rede war, die eine Verbesserung der finanziellen Fördersituation verunmöglichen würde. 

In den letzten Jahren wurde eine neue, sehr positive Zusammenarbeit mit den o.a. Institutionen im Hinblick auf Kulturstrategien des Landes Kärnten und der Stadt Klagenfurt wahrgenommen (Kultur wirkt, Klagenfurt 2030, Förderkriterien, etc.), weshalb es um so verwunderlicher ist, dass jetzt im Hinblick auf dieses Festival kein Austausch stattfand und eine Entscheidung an diesen vorbei stattgefunden hat. Festzuhalten ist auch, dass in keinem dieser Gespräche, Empfehlungen für ein zusätzliches Festival vorgekommen sind. Auch wurde in keinem Gespräch mit einer der Institutionen von Ihrer Seite ein derartiges Festival zur Diskussion in den Raum gestellt.

Die Interessensgemeinschaften der Kulturinitiativen in Kärnten/Koroška, die Interessensgemeinschaft TheaterTanzPerformance Kärnten/Koroška, die Fachbeiräte Darstellende Kunst und Musik und die Steuerungsgruppe Kulturstrategie Klagenfurt 2030 richten zur weiteren Beurteilung stellvertretend für die aktive Szene der Kulturschaffenden folgende Fragen an Sie in ihrer Funktion als KultureferentInnen der Stadt Klagenfurt bzw. des Landes Kärnten:

  • Woher stammt der Anstoß für das Festival bzw. bitten wir um ausführliche Schilderung der Entwicklung bis hin zur Entscheidung für das Festival?
  • Wie lässt sich das Festival mit der kulturpolitischen Strategie der Stadt Klagenfurt vereinbaren, im Speziellen auch mit der von der Stadt eingesetzten Steuerungsgruppe („Kulturstrategie 2030“)?
  • Wie lässt sich das Festival mir der kulturpolitischen Strategie des Landes Kärnten vereinbaren, im Speziellem mit der aktuellen Koalitionsvereinbarung und den Vorschlägen aus dem Kulturgremium?
  • Warum wurden weder das Kulturgremium des Landes Kärnten, noch die Steuerungsgruppe der Stadt Klagenfurt, noch die beiden Interessensgemeinschaften (IGKiKK, IG TTPKK) in den Prozess eingebunden?
  • Welche kulturpolitische Strategie steckt hinter diesem Festival?
  • Aus welchen konkreten Budgets werden die GmbH bzw. das Festival gespeist?
  • Wie hoch ist die genaue Summe, die aus dem Kulturbudget im Festival-Vorhaben eingesetzt wird? Wie hoch ist das Gesamtbudget des Festivals veranschlagt?
  • Wie garantieren Land und Stadt, dass die Gelder sinnvoll eingesetzt werden?
  • Wird eine transparente, unabhängige Prüfung des Festivals und so der eingesetzten öffentlichen Gelder möglich sein? Und wenn ja, wie? 
  • Wie kam es zu der Besetzung der Position der Intendanz/Kuratierung? 
  • Welches Konzept liegt dem Festival vor bzw. was sieht das Konzept im Detail vor?
  • In welcher Form wird die Freie Kunstszene Kärntens in das Festival eingebunden bzw. wie hoch ist der Anteil der Beteiligung der freien Szene aus Kärnten?

Wir bitten höflichst um Beantwortung der Fragen bis Dienstag, 21. Mai, da wir uns rasch ein Bild zur Situtation machen möchten. Weiters bitten wir Sie beide um ein klärendes Gespräch zu diesem Festival bis Ende Mai. Dieses Gespräch hätte zwar zu einem früheren Zeitpunkt bereits gesucht werden sollen, aber wir stehen dafür weiterhin zur Verfügung. 

Vielen Dank. 

IG TTPKK

IG KiKK

Fachbeirat Darstellende Kunst des Kärntner Kulturgremium

Fachbeirat Musik des Kärntner Kulturgremium

Steuerungsgruppe Kulturstrategie Klagenfurt 2030″

Hier die Stellungnahme der Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz:

„Sehr geehrte Frau Stoißer!

Das Klagenfurt Festival 2020 befindet sich derzeit in der Entstehungsphase. Spätestens im Oktober 2019 soll das Programm soweit stehen, dass man es auch touristisch bewerben kann. Ich sehe es als eine Chance für Klagenfurt und die gesamte freie Kunst- und Kulturszene, die auch eingeladen ist sich aktiv am Programm des Klagenfurter Festivals zu beteiligen. In diesem Zusammenhang darf ich auf den kürzlich erschienenen Artikel in der Kleinen Zeitung verweisen und denke, dass viele offene Fragen damit beantwortet worden sind. Selbstverständlich wird die finanzielle Abwicklung genauestens geprüft bzw. von einem Controller begleitet. 

Beste Grüße

Bürgermeisterin Dr. Maria-Luise Mathiaschitz“

Hier die Antwort des Kulturreferenten Landeshauptmann Peter Kaiser:

“ Sehr geehrte Mitglieder des Kulturgremiums, werte Teams der IG KIKK, der IG TTPKK sowie der Steuerungsgruppe Kulturstrategie Klagenfurt 2030!

Es freut mich, dass Sie das neue Klagenfurter Kulturfestival als Maßnahme zur Belebung der Kärntner Kulturszene grundsätzlich begrüßen. Mit dem Ende Mai 2020 erstmals für zehn Tage stattfindende Klagenfurt-Festival soll dem Theater und vielen weiteren Künsten eine Bühne geboten werden. Neben dem kulturellen Wert wird das Festival auch touristisch ausgerichtet sein und das gesellschaftlich-kulturelle Leben in Klagenfurt bereichern. Vor allem öffentliche Plätze sollen als Spielorte herangezogen werden, um dem Publikum einen möglichst einfachen Zugang zu den kulturellen Angeboten bieten zu können, was mir persönlich sehr am Herzen liegt.

In den ersten drei Jahren sollen jeweils 300.000 Euro an öffentlichen Mitteln zur Verfügung gestellt werden. Das Land Kärnten, die Stadt Klagenfurt und der Tourismusverband beteiligen sich zu gleichen Teilen. Damit wollen Stadt und Land insbesondere die freie Szene unterstützen, für die bereits laut öffentlich getätigter Aussage durch Bürgermeisterin Dr. Mathiaschitz zumindest ein Drittel der Fördermittel eingeplant ist. Dazu kommen Gastspiele, die das breite Spektrum zwischen anspruchsvollen Produktionen bis zu niederschwelligen Performances abdecken sollen. Die Qualität soll aber quer durch alle Sparten hoch sein, sodass das neue Festival langfristig ein Publikumsmagnet darstellen wird, welches durch seine überregionale Wahrnehmung einen wichtigen Beitrag zum Tourismus leisten soll.

Ich möchte betonen, dass das Kulturbudget durch dieses Festival nicht belastet wird und keinerlei Mittel, welche der freien Szene zugedacht sind, für dieses neue Projekt herangezogen werden. Die seitens des Landes vorgesehenen finanziellen Mittel wurden bzw. werden nach einer zwischen den damals verantwortlichen Referenten LHStv. Gaby Schaunig und LR Christian Benger getroffenen Vereinbarung zur Verfügung gestellt.

Weiters kann ich Ihnen zum aktuellen Zeitpunkt mitteilen, dass sich das Klagenfurt Festival 2020 derzeit in der Entstehungsphase befindet. Spätestens im Oktober 2019 soll laut den Verantwortlichen das Programm soweit gediehen sein, dass es kommuniziert und touristisch beworben werden kann. Sämtliche Kulturschaffende Kärntens sind herzlich eingeladen sich aktiv am Programm des Klagenfurter Festivals einzubringen. Wie bereits in der Kleinen Zeitung vom 19. Mai 2019 festgehalten, können sich interessierte Kulturschaffende beim Klagenfurt Festival, Ansprechpartner ist hierfür Bernd Liepold-Mosser, melden und ihre Ideen einbringen. Umgekehrt wird auch dieser aktiv auf die Kärntner Kulturszene zugehen und deren Akteurinnen und Akteure zum Mitwirken einladen.

Abschließend möchte ich Sie noch ersuchen, dieser neuen Initiative eine Chance zu geben, sich zu beteiligen und mit Ihrem kreativen Potential mitzuhelfen, dass daraus eine Erfolgsgeschichte wird, die nicht nur die Klagenfurter, sondern auch die Kärntner Kulturszene nachhaltig bereichert.

Mit freundlichen Grüßen,

Kulturreferent Landeshauptmann Peter Kaiser“