TheaterTanzPerformance
the squint-eyed, the perverse

the squint-eyed, the perverse

bin ich da wieder gestoszen ueber, ob absichtlich oder nicht, ueber die Texte von Gloria Anzaldúa, texanische QueerForscherin, da drueber gestoszen und tun sich da einige Universen da wieder auf. und so gern so stellt eine/r sich die Frage da. und immer wieder stellt sie sich. immer wieder stellt sich sie die Frage. die aller Fragen Frage: fuer wen mach ich Theater? fuer wen schreib ich, wen will ich im Publikum sehen, fuer wen will ich Theater machen, fuer wen will ich tanzen? muss frau sich diese Frage regelmaeszig stellen, oder reicht es auch, wenn nur einmal ich es tue? natuerlich reden wir die ganze Zeit davon, dass es mehr gibt als ZuschauerZahlen und gute Kritiken oder Einladungen zu Festivals, dass wir neue Formen finden muessen etc. .. aber stimmt das auch? ist die Ueberwindung dieser eingeuebten Strukturen, Denkweisen, Ausrichtungen, Routinen und Formen DAS Ziel, das es anzustreben gilt, ist das NiederRingen alter Aeuszerlichkeiten und Vorstellungen das oberste Gebot des Theatralen, des Performativen? oder sollte vielmehr wo anders gesucht werden, im Ursprung des Performativen, das unweigerlich mit dem Menschen an sich und seiner Beziehung zur Umwelt in Verbindung steht?

die texanische QueerForscherin Gloria Anzaldúa weist da, meiner Meinung nach, in eine vielversprechende Richtung. sie setzt sich mit den sogenannten Randgruppen auseinander, den marginalisierten Gruppen, und was es fuer uns als Menschen bedeutet uns immer wieder selbst und aufs Neue hin zusammenzubauen, unsere Identitäten neuzubauen. die performativen Künste tragen an sich, ihrer Natur wegen, in ihrem Kern immer das Unvollständige, das Widersprüchliche und das Verletzte, das ÜberEmpfindliche und die offene Wunde. die Performance zeigt her, was halt sonst gern versteckt wird: „the squint-eyed, the perverse, the queer, the troublesome, the mongrel, the mulato, the half-breed, the half dead; in short, those who cross over, pass over, or go through the confines of the „normal“.“ schreibt sie da (G. Anzaldúa – Borderlands S25.).

ist es dann also die Aufgabe der performativen Kunst fuer die verrueckten da zu sein, ihnen Raum zu geben, oder sie herzuzeigen, die die so ungern man sieht, die die nicht sich brav halten an das, was richtig ist.

Alejandro Jodorowsky spricht davon, dass es nicht mehr die Aufgabe des Theaters waere Skandale zu provozieren, oder jemanden auf seine blinden Flecke hinzuweisen. denn ist jemand der verletzt ist oder einfach nur ignorant ist, nicht faehig etwas mit solcher Kritik anzufangen.

geht es im Performativen also auch um das LebenEinhauchen. und vor allem da Leben hineinzuhauchen, wo die meisten glauben wuerden, dass nichts da wuechse. den Leeren Raum zu bieten, der jeder/m die Chance gibt alles was davor war abzulegen und in dem generierten Bewusstsein und der Aufmerksamkeit ein Stueck Unsterblichkeit zu kreieren.

aber wie geht das vonstatten? es geht dann da vermutlich vor allem um die Überwindung von Scham: „Shame is a wound felt from inside, dividing us both from ourselves and from the another.“ sagt Gershen Kaufman.

aber mit Gewalt geht das nicht, vermutlich nicht. schreibt Anzaldúa deshalb wohl: „Rigidity means death“. (G.Anzaldúa – Borderlands S 101)

auf die zu setzen, an die sonst niemand glaubt. egal wie verwuestet oder unverlaesslich sie auch daherkommen, egal wie schlecht sie sprechen oder sich bewegen koennen. ich glaube es kann vermutlich nur noch dies das performative Agieren und Interagieren legitimieren und schon lange nicht mehr ein Streben nach Selbstverwirklichung, Perfektionismus, kompromisloser Freiheit oder Sehnsucht nach dem Schoenen. und ist so ein Verhalten nicht notwendigerweise uneigennuetzig, denn jede/r, die/der schon einmal mit jemandem gearbeitet hat, der damit wusste umzugehen, dass von einem Tag auf den anderen jemand an sie/ihn glaubt, weisz welche Energien und Moeglichkeiten frei werden, wenn der SpielRaum und die Strukturen zur Verfuegung gestellt werden. klar, es ist mit einem Risiko verbunden. man muss so einiges aufs Spiel setzen. es koennte auch in die Hose gehen. aber in welche genau? und was ist wenn keine Hose ich anziehe? einen Rock vielleicht. gar nichts. nackt. eine Windel. pfui kaka.

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